Hallo Zusammen!
Ich heiße Marc und spiele seit 25 Jahren Schlagzeug, auch ein bisschen Rhythmus Gitarre, Didgeridoo und Bodhran.
Bin durch Irish-Folk Musik auf die Konzertina aufmerksam geworden und ich weiß schon mal, dass es einige verschiedene Ausführungen gibt.
Mich würde jetzt die Deutsche Konzertina interessieren für Akkordbegleitung und ein bisschen Melodie zu spielen.
Noten kann ich nicht, habe aber ein gutes Gehör.
Eine Frage wäre, ob man generell jedes beliebige Lied auf die Konzertina C-Dur / G-Dur transponieren kann?
Gibt es bei Melodien Probleme wegen den fehlenden Halbtönen?
Welche Lieder / Musikrichtung ist am geeignetsten dafür?
Mir fehlt noch ein bisschen Grundwissen um zu wissen was damit geht und nicht, obwohl ich schon viel gegoogelt habe
Freue mich auf eine Antwort!
LG Marc
Anfänger sucht Infos und Tipps
Re: Anfänger sucht Infos und Tipps
Tagchen, Marc!Marc hat geschrieben: ↑11. Feb 2020, 19:22Noten kann ich nicht, habe aber ein gutes Gehör.
Eine Frage wäre, ob man generell jedes beliebige Lied auf die Konzertina C-Dur / G-Dur transponieren kann?
Gibt es bei Melodien Probleme wegen den fehlenden Halbtönen?
Welche Lieder / Musikrichtung ist am geeignetsten dafür?
Mir fehlt noch ein bisschen Grundwissen um zu wissen was damit geht und nicht, obwohl ich schon viel gegoogelt habe
Ich kann gut nach Noten spielen, habe aber Schwierigkeiten, nach Gehör zu spielen, weil ich das nie wirklich geübt habe. Weil ich also gewissermaßen von der anderen Seite her an die Konzertina herangehe, kann’s sein, dass ich mich etwas umständlich ausdrücke.
Wenn eine Melodie in irgendeiner Dur-Tonart steht, kann man sie immer in eine beliebige andere Dur-Tonart transponieren, also auch nach C-Dur oder nach G-Dur. Sie wird dabei nur ein bisschen höher oder tiefer verschoben.
Häufiger bleibt ein Stück/Lied aber nicht nur in einer Tonart, sondern hat zwischendrin Teile in einer anderen Tonart. Wenn man die Haupttonart nach C-Dur oder G-Dur transponiert, verändern sich natürlich auch diese Teile, sodass der relative Abstand von der Haupttonart zur Nebentonart erhalten bleibt, aber diese Teile stehen dann am Ende trotzdem nicht in C-Dur oder G-Dur. Das sind die Stellen, wo es zu komischen Halbtönen kommt.
Der häufigste Fall ist, dass diese zweite Tonart eine Quinte (fünf Töne) über der Ausgangstonart steht. Wenn ich also die Haupttonart nach C-Dur transponiere, ist die zweite Tonart fünf Töne höher, also in G-Dur (1. Ton: C => 2. Ton: D => 3. Ton: E => 4. Ton: F => 5. Ton: G). In dem Fall klappt es also. Wenn ich die Haupttonart nach G-Dur transponiere, ist die zweite Tonart D-Dur (G => A => H => C => D). D-Dur kann ich auf der zweireihigen C/G-Konzertina zur Not ein bisschen simulieren, aber nicht wirklich gut.
Manchmal (eher selten) liegt die zweite Tonart eine Quinte unter der Ausgangstonart. Wenn ich dann die Haupttonart nach G-Dur transponiere, ist die zweite Tonart C-Dur; das kann ich dann auch spielen.
Wenn das Verhältnis zwischen den beiden Tonarten ein anderes ist, dann wird’s interessant, weil ich dann schauen muss, was geht und ob ich das Verhältnis zwischen den beiden Tonarten eventuell so verändern muss, dass ich’s wieder spielen kann. Das geht manchmal besser, manchmal klingt’s aber auch bescheiden.
Dann gibt es Fälle, in denen eine Melodie zwar im Prinzip in einer Tonart bleibt, aber zur expressiven Klanganreicherung ein paar Tonstufen manchmal um einen Halbton verschiebt, sodass auch dadurch Halbtöne entstehen. Diese Verschiebungen kann ich so nicht spielen, sondern muss die Töne unverschoben lassen. Das klappt ganz gut, wenn’s nur ein paar Mal vorkommt. In manchen Melodien ist das aber das wesentliche Merkmal; dann klingt’s auf der Konzertina nicht mehr.
Bisher betrifft das Dur-Melodien. Daneben gibt’s auch noch Mollmelodien. Die Konzertina ist eigentlich für Dur-Melodien gemacht. Man kann zwar auch Mollsachen spielen, hat dabei aber noch ein, zwei zusätzliche Herausforderungen. In den meisten Fällen kann man trotzdem ein einigermaßen zufriedenstellendes Resultat hinkriegen, muss aber gegebenenfalls einzelne Melodietöne umschreiben.
Ich habe auf YouTube ein paar Beispielstücke eingestellt, um zu zeigen, was so geht (mein Nutzerkonto: weltsauerstoff). Aber was nicht geht, habe ich natürlich nicht gezeigt.
Also: Ja, es gibt ständig irgendwelche Probleme wegen der fehlenden Halbtöne und auch wegen des begrenzten Ambitus. Die meisten Problemfälle kann man lösen, aber nicht alle.
Am besten geeignet ist deutsche Volksmusik/Volkstanzmusik, Punk und Techno. Gar nicht geeignet sind Jazz, Schönberg und eigentlich auch Blues. Pop geht so, da muss man sich den Einzelfall ankucken.
Re: Anfänger sucht Infos und Tipps
Ach so, sorry, das hatte ich überlesen.
Die Leute, die ITM spielen, benutzen heutzutage fast ausschließlich Anglo German Concertinas. Also welche mit (mindestens) drei Reihen und (mindestens) 30 Knöpfen. Die beiden inneren Reihen sind in diatonischer Anordnung in C und G; die äußere Reihe hat die fehlenden Halbtöne plus einige wichtige Tonumkehrungen (Töne, die sonst nur auf Druck spielbar sind, auf Zug und umgekehrt).
Die ITM-Sachen spielen die auf diesen Instrumenten, die nominell C/G-Instrumente sind, meist in D-Dur. Dafür nutzen sie alle drei Reihen und spielen reihenübergreifend. Wenn dich ITM und diese Spieltechnik, die auch den besonderen Klang mit ausmacht, interessieren, musst du also eigentlich gar nichts nach C-Dur oder G-Dur transponieren. Dafür reicht aber ein zweireihiges Instrument nicht aus, sondern es muss dann schon eine mit der zusätzlichen Hilfsreihe sein.
Re: Anfänger sucht Infos und Tipps
Hallo Sebastian,
super, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Sehe ich das richtig, dass bei den 3-reihigen die ersten beiden Reihen (C/G) genauso angeordnet sind wie bei der deutschen 2-reihigen?
ITM würde mich schon interessieren, aber das sind ja meist sehr flotte und schwierige Melodien und wenig Akkordbegleitung.
Deshalb bin ich sehr hin und her gerissen.
Wie im Beitrag von SebastianG viewtopic.php?f=7&t=10 bereits erklärt wurde, gibt es ja auch einen generellen Klangunterschied zwischen 20 und 30 Knopf Konzertina und die reihenübergreifende Spieltechnik.
super, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Sehe ich das richtig, dass bei den 3-reihigen die ersten beiden Reihen (C/G) genauso angeordnet sind wie bei der deutschen 2-reihigen?
ITM würde mich schon interessieren, aber das sind ja meist sehr flotte und schwierige Melodien und wenig Akkordbegleitung.
Deshalb bin ich sehr hin und her gerissen.
Wie im Beitrag von SebastianG viewtopic.php?f=7&t=10 bereits erklärt wurde, gibt es ja auch einen generellen Klangunterschied zwischen 20 und 30 Knopf Konzertina und die reihenübergreifende Spieltechnik.
Re: Anfänger sucht Infos und Tipps
Bei den Anglos (die mit den drei Reihen) gibt es geringfügig unterschiedliche Layouts. Im Wesentlichen entsprechen aber die inneren beiden Reihen den zwei Reihen der Zweireihigen.
Der Unterschied ist nicht so sehr zwischen den 20-knöpfigen und den 30-knöpfigen Instrumenten. Es gibt auch 20-Knöpfige, die genauso klingen wie die 30-Knöpfigen, weil sie innen im Prinzip gleich aufgebaut sind und die gleichen Stimmzungen drinne haben (20-Knopf-Instrumente von Wheatstone und Lachenal &c.). Die kann man gebraucht kaufen, und sie sind viel billiger, weil weniger stark nachgefragt und eben nicht wirklich gut einsetzbar für die heutigen Standardtonarten in ITM.Wie im Beitrag von SebastianG viewtopic.php?f=7&t=10 bereits erklärt wurde, gibt es ja auch einen generellen Klangunterschied zwischen 20 und 30 Knopf Konzertina
Dann gibt es die einchörigen Billig-20-Knopf-Konzertinas von Stagi und aus China, die halt billige Mechaniken und sogenannte »Akkordeonstimmzungen« drin haben. Hm.
Und schließlich gibt's die »deutschen« zwei- oder dreichörigen 20-Knopf-Konzertinas in Oktavstimmung, also in der typischen Stimmung wie auch das Bandonion. In Billigbauweise von Stagi oder aus der DDR, in teurer von Instrumentenbauern in Südafrika und z. B. vom Wallschläger. Übrigens hat man ursprünglich auch die zweichörigen 20-Knöpfigen für irische Musik verwendet. Irgendwann sind die aber auf die 30-Knopf-Instrumente umgestiegen.
Reihenübergreifend spiele ich ja auch auf der zweireihigen, aber anders.und die reihenübergreifende Spieltechnik.
Richtig viel Infos zu den Anglo-German-Konzertinen und viel mehr Teilnehmer (auch aus D) gibt’s auf dem englischsprachigen Forum https://www.concertina.net/forums/ . Da sollteste auch mal vorbeischauen, wenn noch nicht geschehen. Für meine Spielweise war da allerdings nie was Interessantes dabei; die haben eben einen anderen Interessenschwerpunkt.