Quadratische Deutsche Konzertina

Joerg
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Joerg » 13. Jun 2020, 16:56

Erfahrungsbericht quadratische Konzertina

Zuerst war ich etwas überrascht, dass die Konzertina tatsächlich quadratisch ist. Ich hatte die rechteckige Form originaler deutscher Konzertinas erwartet und das Wort quadratisch gar nicht so hoch gewichtet. Aus ästhetischer Sicht ist die quadratische Form in meinen Augen deutlich besser.
Mir gefällt auch die Schlichte Form ( Schalllöcher statt irgendwelcher Ornamente ) gut.
Die verstellbaren Handleisten und Riemen haben mir sofort gefallen. Auch in der dem Rand nächsten Position liegt das Instrument noch schön in der Balance. Vielleicht könnten hier noch 5mm zugegeben werden.
Der Luftknopf war für mich sehr gut erreichbar. Die Luftklappe ist meines Erachtens ausreichend groß. Eventuell könnte man diese ja auch wie bei alten Konzertinas mit einem Hebel versehen, um allen Händen gerecht zu werden.
Der Balg hat im Vergleich zu sechseckigen Konzertinas ja schon rein rechnerisch ein größeres Volumen, was man beim Spielen auch merkt - wer kam eigentlich auf die Idee mit den sechs Ecken?
Die Knöpfe könnten aus meiner Sicht ruhig einen größeren Durchmesser ( 10mm ) haben und etwas weniger erhaben sein. Ansonsten gefällt mir die Idee mit der geführten Mechanik sehr gut.
Klanglich finde ich das Instrument in Ordnung, obgleich ich wahrscheinlich lieber auf die Schwebung verzichten würde. Das Verhältnis von Klangfarbe und Lautstärke zischen Bass- und Diskantseite halte ich für ausgewogen.
Beim Freihandspielen haben sich ein paar Töne verändert, wenn ich das Instrument um 90° gedreht habe. Ich denke aber nicht, dass das am Design liegt.

Alles in Allem gefällt mir das Instrument sehr gut und es fiel mir schwer, es wieder auf die Reise zu schicken.

Jörg

Harald Kaufmann
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Harald Kaufmann » 17. Jun 2020, 21:34

Tja, nun bin ich an der Reihe.

ich bin erstaunt über die bisher detaillierte und sachliche Begutachtung meiner Vorredner - vielmehr Schreiber. Von mir ist dabei nicht so viel zu erwarten. Zum einen bin ich Einsteiger und Anfänger und zum anderen muß ich nicht wiederholen, was andere schon ausführlich beschrieben haben.

Die äußerliche Erscheinung der Konzertina hat mir sofort gefallen. Schlicht, zünftig - kastig, tolle Holzmaserung, gewachst und nicht lackiert und auch die Knöpfe aus Holz gefallen mir besser als die, die ich von meiner Scholer kenne. Rundum gibt sie ein schönes Bild ab nach dem Motto: "weniger ist manchmal mehr".

Gut sind die verstellbaren Lederriemen und Handstützen. Für den Luftknopf müsste der Handgriff flach auslaufen und der Luftknopf selber könnte noch ein kleines Stück "vor rutschen". Dieser Luftknopf hat seinen Namen verdient, er macht ordentlich Luft!

Meiner Meinung nach hat das tiefe C (links, vorne, unten) etwas wenig "Dunst unter der Haube", lässt sich unter etwas Belastung nur spät ansprechen oder ist manchmal kaum zu hören...... oder ich muß zum Ohrenarzt ;)

Als Konzertina kenne ich eben nur meine Scholer und bin begeistert von diesem quadratischen Prototyp, sie lässt sich leicht spielen und würde mich evtl. auch für einen Kauf entscheiden. Dafür muss ich aber noch fleißig üben :-).

So, nun habe ich meine Vorredner / Schreiber doch teilweise wiederholt. Ich könnte es löschen, lass es aber stehen für die Statistik :-)

Morgen geht sie per Post nach Brandenburg und ich wünsche meinen Nachrednern / Schreibern - und Schreiberinnen viel Spass damit.

Gruß vom Eichsfeld, Harald

kawewue
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 25. Jun 2020, 21:09

Ich habe mal ein wenig aufgeräumt: Beiträge, die sich primär mit Postwegen beschäftigen (manchmal Sackgassen) und nur sekundär mit dem Päckcheninhalt, habe ich gelöscht.
Gruß, Klaus

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Sebastian
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Sebastian » 29. Jun 2020, 17:15

Heute kam das Päckchen an.

Optischer Eindruck: Kannste nich meckern. Der Prototyp ist im Ganzen merklich kleiner als die zweichörigen Silvettas.

Balgeckenschoner aus Metall: Ja, finde ich wichtig, besonders auf der Kante, mit der das Instrument auf den Oberschenkeln ruht. Am schönsten finde ich auch die messingfarbenen (nicht schwarz, nicht alu). Das Kalikoband sollte die Enden der Eckenschoner etwas überlappen, damit ich die Eckenschoner nicht aus Versehen, wenn sie sich irgendwo verhaken, weghebele. Also genau wie die drei mittleren Eckenschoner.

Die Schraubenköpfe auf der rechten Seite sind zylinderförmig mit einfachen Unterlegscheiben. Die Köpfe auf der linken Seite sind linsenförmig mit einer passend gewölbten Unterlegscheibe. Das Letzte gefällt mir besser. Ist aber letztlich nicht so wichtig.

Gut finde ich die acht kleinen Füßchen auf der Unterseite zum Abstellen.

Es fehlt ein Balgverschluss. Ich trage meine Konzertina am Handriemen durch die Gegend. Das geht nicht, wenn der Balg nicht zusammengehalten wird.

Position von Knöpfen und Handballensteg finde ich angenehm; ich habe da nichts nachjustiert. Schön finde ich die vernünftig ausgeführten Rendelschrauben zur Verstellung der Länge der Handriemen. Auch die waren allerdings schon so eingestellt, dass ich nichts ändern musste.

Die Knöpfe: Die Knopfmechanik ist nur provisorisch, und darüber bin ich froh. Die Knöpfe an sich sind in Ordnung, sie dürften aber, wie Jörg schon sagte, gern noch ein wenig breiter sein, schmaler auf keinen Fall. Da die Knöpfe inzwischen verschieden weit hochstehen, kann ich nicht sagen, ob sie mir generell zu hoch sind.

Luftknopf: Luftdurchlass ist tatsächlich so groß, dass er das Spiel verändert. Ich müsste mich erst dran gewöhnen, nicht mehr bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mit voller Kraft nach Luft zu schnappen oder sie abzulassen.

Der Luftknopf hat aber zwei Probleme. Das erste Problem ist, dass der Hubbel am Ende der Daumenablage es unmöglich macht, mal kurz mit dem Daumen draufzurutschen. Diese Kante wirkt wie eine Sicherung für einen Alarmknopf gegen unabsichtliches Drücken. Man muss den Daumen jedes Mal, wenn man den Luftknopf betätigen will, vom Instrument abheben und über den Hubbel wuchten, um dann den Knopf drücken zu können. Und dann geht es natürlich ebenso wieder zurück. Außerdem ist der Luftknopf so dicht an den Hubbel gesetzt, dass ich den Luftknopf mehrmals verfehlt habe. So ist das Ding unspielbar.

Das zweite Problem ist die ungeeignete Positionierung. Das ist kein so großer Fehler wie die unsinnige Gestaltung der Daumenablage, aber es ist doch sehr ärgerlich. Der Luftknopf auf den Silvetta-Konzertinen ist so positioniert, dass die gesamte rechte Hand in Spielhaltung bleiben und sich auch der Daumen nicht nennenswert bewegen oder gar das Instrument verlassen muss, um den Luftknopf zu drücken. Nur das vordere Daumenglied muss um ein paar Grad bewegt werden. Das ist eine sinnvolle und durchdachte Anordnung. Bei dem Prototyp ist der Luftknopf dagegen am Ende der Handballenleiste positioniert, sodass der gesamte Daumen bewegt werden muss, um ihn zu erreichen. Definitiv nicht sinnvoll.

Klang: Deutlich lauter und obertonreicher als die Silvetta-Sperrholzkistchen. Die Stimmzungen sprechen auch bei wenig Druck gut und ziemlich gleichmäßig an, man kann zur Abwechslung also auch mal leise spielen. ;) Ich hatte ein paar Mal den Eindruck, dass die tiefen Stimmen auf der linken Seite bei viel Druck etwas Mühe hatten, habe das aber nicht genauer nachverfolgt. Auf die minimale Schwebung zwischen den Oktaven würde ich gern verzichten.

Fazit: Insgesamt bin ich wirklich beeindruckt von dem Prototypen. Bei mir hat er sofort ein Will-ich-haben-Gefühl ausgelöst, und ich bin gespannt auf die endgültige Version. :)


kawewue
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 29. Jun 2020, 21:04

Ich weiß nicht, ob es die Sache mit dem Luftknopf erschwert oder erleichtert: Der Luftknopf ist fix, die Griffleiste kann verschoben werden.
Kann man die Griffleiste so verschieben (schräg stellen), dass jeder gut an den Luftknopf kommt und trotzdem die Spielknöpfe gut erreicht?
Oder geht das eine auf Kosten des anderen?

Hier 5 Konzertinas, damit ihr seht wovon ich rede:
Luftknöpfe.JPG
Luftknöpfe.JPG (177.92 KiB) 8261 mal betrachtet
.
Oben links (Hohner): Luftknopf war zu weit weg (Loch), ich habe den Hebel umgedreht und den Knopf neben der Griffleiste plaziert. Da komme ich ziemlich gut ran.
Oben Mitte (Made in Italy Bastari?): Luftknopf ist für mich sehr gut zu erreichen! (Daumen 0,5 cm nach links versetzen).
Oben rechts (Ebay-Anglo): Luftknopf für mich unerreichbar: Daumen liegt auf einer fast 1 cm hoher Leiste UND muss 1,5 cm nach vorne geschoben werden.
Unten links (Klingenthal/Silvetta): Ich komme nicht gut hin, zu weit weg und Daumenauflage am Griffbrett zu hoch.
Unten rechts (Wallschläger): Ich komme super hin.

Möglicherweise spielt nicht nur die Handproportion eine Rolle, sondern auch die Gewohnheit wie man das Instrument hält. Das könnte der Grund sein, warum Sebastian und ich bei der Silvetta zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Sebastian drückt den Knopf mit der Daumenspitze, ich mit dem Gelenk. Ich bin skeptisch, ob ich mich umgewöhnen könnte...

Die Lösung könnte in etwa so sein, wie Saalespotzer geschrieben hat:
Luftknopf etwas vor die Griffleiste rücken (ca. einen Knopfdurchmesser?), mehr nach innen versetzen (vor die jetzige Kuhle?), also zwischen die beiden Bohrlöcher vor der Griffleiste, und die Griffleiste im Daumenbereich absenken oder weglassen. Die Feinabstimmung müsste dann jeder mit dem Verstellen der Griffleiste vornehmen.

Ein Metallhebel, wie ihn die großen Konzertinas haben, passt nicht zu diesem Instrument! Veto!

Die Hebellösung von den Harley-Instrumenten (siehe oben) scheint Daumenspitzenluftknopfdrücker zu bevorzugen, Daumengelenkdrücker würden sich im Achsenbereich vergeblich bemühen.

Balgverschluss: Standard oder Zubehör? Druckknopf oder Stift/Öse? Vielleicht so: Wer mit Koffer bestellt ohne Balgverschluss, und umgekehrt. Oder einfacher: Basisversion ohne, gegen Aufpreis mit. Ein einfacher Gepäckriemen täte es übrigens auch. Es geht mir darum, den Preis des Instrumentes günstig zu halten, aber nicht auf Kosten des Handwerkers.

Danke für eure Berichte,
Klaus

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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 30. Jun 2020, 21:12

Ganz andere Frage:
Balg?

Die Instrumente in diversen Sammlungen haben relativ kurze Bälge ohne Zwischenrahmen.

Der Prototyp hat (so war er bestellt) 3x 3 Balgfalten und dazwischen zwei Rahmen.

Kann da was weg?

Gruß, Klaus

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Sebastian
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Sebastian » 30. Jun 2020, 22:01

kawewue hat geschrieben:
30. Jun 2020, 21:12
Balg? … Kann da was weg?
Nein.

Die Instrumente in diversen Sammlungen will ich sehen, hören und spielen. Sind die z. B. doppelchörig mit tiefen Zungen?

Edit: Ach so, ob die Zwischenrahmen nötig sind, weiß ich nicht. Dazu kann wahrscheinlich der Instrumentenbauer mehr sagen. Die ausziehbare Länge des Balgs möchte ich aber nicht beschneiden, zumal da der Durchmesser eh schon recht klein ist.

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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 1. Jul 2020, 20:01

Noch ein Wort zu meiner Moserei über die Luftknopfposition: Eine »Kompromisslösung« würde wahrscheinlich keinem gerecht (falls das baulich überhaupt möglich wäre). Das muss schon entweder so oder so sein; und da Klaus der Initiator ist, hat er den Hut auf. Wenn er das spielen kann, dann werde ich es ja wohl auch lernen können.
Ich versuche schon einen Kompromiss zu finden, mit dem möglichst viele zufrieden sind. Nach dem Kompromiss würde ich dann die 10er-Serie bauen lassen, um einen günstigen Preis zu ermöglichen. Aber: Jeder kann sich gerne bei dem Instrumentenbauer eine abweichende Wunschkonzertina bauen lassen, wenn an der Standartkonzertina etwas nicht passt. Da sehe ich keine Konkurrenz!

Gruß, Klaus

Dada
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Dada » 2. Jul 2020, 14:38

Ein neues Instrument nehme ich in meine Hände und bekomme schnell einen Eindruck, ob es für mich passen könnte.
Die quadratische Konzertina passt nicht für mich. Ich kann das Viereck nicht ohne Verrenkungen gegen die Senkrechte kippen. Bei den sechseckigen geht das. Umlernen werde ich nicht mehr. Hier hilft auch nicht die sehr prakische Verstellbarkeit der Handriemen.

Klanglich und optisch trifft das Instrument nicht meine Vorstellungen. Der Klang ist zwar laut und die Zungen sprechen gut an, aber die Stimmung trifft nicht meinen Geschmack und über Geschmack bei den Äußerlichkeiten kann man nicht diskutieren.

Über die Luftklappe wurde hier breit diskutiert. Für mich ist die jetzige Lösung nicht spielbar.

Wem das Instrument gefällt und wer damit klarkommt, der kann aber sicher ein qualitativ hochwertiges Handwerksinstrument bekommen.

Ich hoffe, wir spielen dann mal wieder zusammen.

iwan
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Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von iwan » 1. Aug 2020, 13:39

> Hallo, gibt es schon eine Vorstellung was das Instrument kosten wird,
> wann es gebaut/geliefert wird. Ich hätte Interesse. Kann man evtl. Probespielen?
> Gruß in die Runde
> Iwan

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