Quadratische Deutsche Konzertina

kawewue
Beiträge: 67
Registriert: 16. Feb 2019, 13:56

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 2. Sep 2021, 19:23

So mal Katze aus dem Sack:
Gerald und ich waren am Dienstag in Klingenthal in der Werkstatt Hartenhauer, die ein junger Mann übernommen hat. Wir trafen uns mit Stefan Fuhrich und seinem Mitarbeiter. Ich wusste zwar, dass der neue Inhaber das Sortiment der Werkstatt auf Konzertinas erweitern will, war dann doch überrascht, dass die beiden schon an einer (sechseckigen, zweichörigen) Deutschen arbeiten. Ich hatte eher auf Carlsfelder/Chemnitzer getippt. Ein Prototyp aus zwei Seitenteile ist schon fertig, also eine Konzertina ohne Balg. Man konnte also schon mal probespielen, naja, zu hören gab es natürlich nichts, aber zu befingern. Außerdem gab's einen Blick in die Innereien.
Die Mechaniken sind an die Bandoneon-Bauweise angelehnt: Die Federn sind nicht auf der Tastenseite der Kipphebel, sondern direkt an den Klappen. So ähnlich wie hier:https://bando-bando.de/restauration/mechanik.html.
Die Knöpfe sitzen auf einem Hirschlederscheibchen und sind dadurch hinreichend beweglich. Die mit dünnem Leder ausgekleideten Löcher sorgen für die nötige Führung. Das Befingern hinterließ einen ziemlich gutes Spielgefühl: Nach bereits 2-3 mm ist der leichtgängige Knopf vollständig gedrückt, was ein präziser Anschlag signalisiert, der Knopf bleibt senkrecht ohne zu wackeln, und es gibt keine Klapper- oder Anschlaggeräusche, wie man sie von Kipphebeln her kennt. (Ich hoffe, ich werde das Geräusch nicht vermissen, damit spart man den Schlagzeuger...).
Es gab die übliche Diskussion um die Lage des Luftknopfs (den wir mit großer Klappe bestellt haben). Er war beim Prototyp (FÜR MICH) etwas weit weg, aber wir haben ja schon festgestellt, dass andere damit kein Problem haben. Die Spielknöpfe werden in einem leichten Bogen angeordnet.
Es wird bei dem Lochblumenmodell ein Ahorn-Furnier geben, das gewachst wird. Knöpfe und Kantleisten Wallnuss.
Innen dann Sammelstimmplatten. Wie bei den historischen Instrumenten wird eine senkrecht und eine waagrecht eingebaut, so wie es auch bei der Wallschläger gemacht wurde:
Neue8.JPG
Neue8.JPG (76.68 KiB) 13840 mal betrachtet
(Herr Fuhrich hat es begründet, aber ich habe die Erklärung vergessen. Klang aber logisch. Es hat was mit dem Ansprechen der hohen und tiefen Töne zu tun).
Zur Frage nach Massiv- und Sperrholz: Für den Klang ist die Platte ausschlaggebend, auf der die Kanzellen sitzen. Sie wird deshalb aus einem massiven Fichtenbrett bestehen. Für die restlichen Holzteile werden aus Gewichtsgründen furnierte Sperrhölzer verwendet.
Aus Gewichtsgründen wird es auch keine Metallbeschläge an den Balgecken geben, aber bei einer Quadratischen ist die Gefahr, dass man eine Ecke durchscheuert recht gering, da sie flach auf den Oberschenkeln aufliegt.
Bei der Kantenlänge kann man gerne was dazugeben (bisher 14,5 cm > max. 17 cm). Die Griffleiste wird um 0,5 cm verschiebbar sein, aber nur von innen. Balg (3x 4 Falten) ist noch offen, er ist das letzte was gebaut wird und wird aus Belgien oder Tschechien zugekauft. (Es geht eigentlich nur noch um das Papier). Ich kam allerdings auch mit 3x 3 gut zurecht, das könnte besonders dann genügen, wenn die Kantenlänge etwas größer ist.
Zum Zeitplan: Möglicherweise zum KonzertinaNetz-Treffen in Hammelburg wird schon ein balgloser Prototyp vorliegen, bei dem man die Originalmechaniken knöpfeln kann, und die Abstände abstimmen (Luftknopf, Griffleiste, G- und C-Reihe). Falls nicht, werde ich die beiden Seitenteile an Interessenten herumschicken, wie beim letzten Mal. Wann es dann auch etwas auf die Ohren gibt wird man sehen. Auch das wird ein Prototyp sein. Erst dem fertigen Instrument wird die Freigabe erteilt. Angesichts der Präzisionsmechaniken wird der bisherige Preis nicht zu halten sein. Genaueres wird man auch erst erfahren, wenn die Planungen umgesetzt sind .

Soweit mal,
schönen Sommer noch,
Klaus
P.S. In Hammelburg sind noch 11 von 20 Plätzen frei.

Harald Kaufmann
Beiträge: 29
Registriert: 16. Jun 2020, 22:31
Wohnort: Eichsfeld

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Harald Kaufmann » 20. Sep 2021, 21:21

Klaus, es ist bemerkenswert wie Du Dich wieder ins Zeug legst! Sollte ein Prototyp in die Runde gehen, möchte ich gern wieder dabei sein.

Ich wünsche einen schönen Herbst in diese Runde, Gruß vom Eichsfeld

kawewue
Beiträge: 67
Registriert: 16. Feb 2019, 13:56

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 25. Sep 2021, 15:30

Es gibt Fortschritte, zwar noch keinen Prototyp, aber so etwas ähnliches: Ein Dummy?
Er besteht aus zwei Seitenteilen ohne Kanzellen, Stimmzungen und ohne Balg:
210925-Proto1.JPG
210925-Proto1.JPG (135.32 KiB) 13574 mal betrachtet
210925-Proto2.JPG
210925-Proto2.JPG (105.1 KiB) 13574 mal betrachtet
Die Mechaniken sind aber schon drinnen. Die Knöpfe sitzen beweglich auf Hirschlederscheiben und werden durch die Löcher geführt.
210925-Proto3.JPG
210925-Proto3.JPG (104.4 KiB) 13574 mal betrachtet
Knöpfe und Griffe sind schon in Originalversion (Nussbaum gewachst). Gehäuse und Montageplatte noch nicht.
Die Griffe sind beim Dummy verschiebbar, um eine gute Position für viele SpielerInnen zu finden. Außerdem liegt ein etwas niedriger Griff dabei, den man versuchsweise reinschrauben kann.

Mein erster Eindruck:
  • Ich bin mit der mittleren Stellung des Griffs gut zurecht gekommen
  • Der höhere Griff ist bei Druck angenehmer
  • Luftknopf ohne Probleme erreichbar
  • Die Knöpfe sind etwas wackelig und klappern (das war bei dem Dummy anders, den ich in der Klingenthaler Werkstatt in den Fingern hatte)
Wer (Harald ist gesetzt) ist so nett und beteiligt sich am Testdurchlauf? Bitte Mail an kawewue@web.de, ich organisiere dann wieder eine Rundreise...
Soweit mal
Klaus

P.S. In Hammelburg sind noch Plätze frei

Harald Kaufmann
Beiträge: 29
Registriert: 16. Jun 2020, 22:31
Wohnort: Eichsfeld

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Harald Kaufmann » 10. Okt 2021, 23:36

Ja, das Befingern ist ein treffender Begriff. Defibrillator war mein erster Eindruck.

Die beiden Seitenteile habe ich nicht geöffnet. Das überlasse ich denen, die Ahnung von Stimmplatten und co. haben. Beim letzten Prototyp hat es ja auch geklappt, das die wachsamen Ohren und Augen von Klaus tadellos funktionieren.

Viel gibt es von mir dazu noch nicht zu sagen. Gut finde ich, das die Knöpfe nicht bis zum Anschlag hineingedrückt werden müssen. Der Luftknopf säße für mich auch passend. Das wäre es dann auch von meiner Seite.

Gruß Harald

kawewue
Beiträge: 67
Registriert: 16. Feb 2019, 13:56

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 13. Sep 2022, 21:37

Nach langer Sendepause habe ich gestern mit Herrn Fuhrich telefoniert, und er hat einen spielbaren Prototyp fürs KonzertinaNetz-Treffen Anfang November versprochen. Mal schaun...

Ein KonzertinaNetz-Treffen-Teilnehmer hat seine Sechseckige bei Fuhrich umbauen lassen (Stimmen, und völlig neue Mechaniken). Er schwärmt...

Der Handwerker, mit dem wir die Zusammenarbeit beendet haben, bietet immer noch quadratische Konzertinas unter der Bezeichnung "Ur-Konzertina" an und hat in einem Interview in einer Volksmusikzeitung meinen Namen und das KonzertinaNetz ins Spiel gebracht, was mir sehr unangenehm ist. Ausgemacht war bei der Trennung etwas anderes. Andererseits hätte es mich überrascht, wenn er sich an Abmachungen hält. Unfreiwillig zeigt das aber, wie richtig die Trennung war. :-(

Wer an einer 2chörigen Deutschen Ur-Konzertina mit Konzertinaklang interessiert ist, sollte mit dem Kauf warten, bis das Fuhrich-Instrument zu Verfügung steht. Dann hat er die Wahl zwischen zwei Anbietern. Das ist dann fast wie früher: Klingenthal oder Stagi? Hoffentlich eine Qualitätstufe höher...

Ich persönlich bitte um Nachsicht, wenn ich den Entwicklungen in der Oberpfalz wenig Interesse entgegenbringe.

Soweit mal,
Klaus

Steinlinger
Beiträge: 4
Registriert: 3. Jun 2020, 09:16

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von Steinlinger » 12. Okt 2022, 21:04

..dazu möchte ich gerne ein paar Sachen richtig stellen:
Ich biete meine Konzertina als "Deutsche Konzertina" an! Sowohl auf meiner Webseite
als auch auf FB oder Instagram verwende ich nirgends den Begriff Ur-Konzertina!
Das Oliver Stoffregen von der Diatonie bzw. "Das fränkische Notenblatt" das Instrument
als Ur-Konzertina bezeichnet liegt in deren Verantwortung und redaktioneller Freiheit.
( ist ja kein geschützter Begriff ).
Das in dem Artikel erwähnt wird , das die Idee bzw. der Auftrag von Klaus Wenger ( KonzertinaNetz)
stammt, ist beabsichtigt und soll respektvoll darstellen woher die Idee kommt, die deutsche Konzertina
in seiner Urform nachzubauen!
Das Angebot die Zusammenarbeit abzubrechen habe ich Klaus Wenger mit zwei Alternativen zur Wahl
unterbreitet, nachdem mir klar wurde, das es keinen gemeinsamen Weg mehr bei der Erstellung
eines Entwurfes mehr geben kann!
Ich habe mit Stefan Fuhrich über dieses Projekt gesprochen und wünsche ihm mehr Erfolg ( als nunmehr
3ter Instrumentenbauer für diese Idee ). Ich sehe uns allerdings nicht als Konkurenten sondern als
Anbieter mit unterschiedlicher Herangehensweise an eine eigentlich gute Idee, deren Urheber aber
offensichtlich nicht so ganz klar ist was vernünftig darstellbar ist und die handwerkliche Leistung auch ent-
sprechend wertschätzt.
Mit freundlichen Grüssen der "Steinlinger Balg"

kawewue
Beiträge: 67
Registriert: 16. Feb 2019, 13:56

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 12. Okt 2022, 22:59

So ein Forum ist nicht der Ort um jemanden bloßzustellen.
Deshalb habe ich alle Beiträge so bearbeitet, dass der Handwerker nicht zu erkennen ist, mit dem wir die Zusammenarbeit beendet haben.
Ob es klug ist, hier den Finger zu heben, müssen andere entscheiden.

Klaus Wenger

kawewue
Beiträge: 67
Registriert: 16. Feb 2019, 13:56

Re: Quadratische Deutsche Konzertina

Beitrag von kawewue » 12. Dez 2023, 18:41

Es geht übrigens weiter. Ende Januar 2024 mehr...
Klaus

Antworten